In der klassischen Taxonomie wird für die eindeutige Identifizierung meist ein ganzes, adultes und in vielen Fällen männliches Tier benötigt. Dies ist beim DNA Barcoding nicht der Fall. Alle Stadien und Teile eines Tieres können unabhängig vom Geschlecht identifiziert werden. So kann man beispielsweise Eier, Larven und auch nur Teile von Tieren auf Artniveau analysieren.
Zusätzlich gibt es bei den meisten Taxonomen eine geographische und taxonomische Spezialisierung, welche beim DNA Barcoding aufgrund der weltweiten und allumfassenden Datenbanken keine Rolle spielen. Ein Käferspezialist aus dem Alpenraum beispielsweise könnte möglichweise eine neu eingeführte Art übersehen oder falsch identifizieren, da ihm diese Art vorher noch nie unter gekommen ist und er auch nicht über die richtige Literatur hierfür verfügt. Beim DNA Barcoding können solche neu eingeführten Arten nicht durch das Raster fallen. Die Daten der Datenbanken umfassen weltweite Einträge aller Tiergruppen.
Des weiteren sind die meisten Spezialisten auf lange Zeit ausgelastet, da sie die schiere Menge der anfallenden Proben und Individuen nicht so schnell abarbeiten können. Diese routinemäßige „Fließbandidentifizierung“ stellt für das DNA Barcoding kein Problem dar, da in nur einer einzigen Analyse zenhtausende Individuen gleichzeitig analysiert un identifiziert werden können.
Mithilfe des DNA Barcodings können wir die gesamte Biodiversität erfassen - auch „Nichtfokusgruppen“ und der „Rest“ wird erfasst. Im Gegensatz zu den klassischen Studien, bei denen aus Einfachheit und Zeitmangel meist nur einzelne Tiergruppen im Fokus standen und somit nur ein winziger Bruchteil der gesamten Biodiversität erfasst werden konnte, kann mithilfe des DNA Barcodings nun die gesamte Artenvielfalt erfasst werden. Somit kann man dem Viel in Vielfalt endlich gerecht werden.